DAS GELD MUSS DURCH DEN AUSPUFF RAUS

Quelle: Moto Sport Schweiz, Interview: Brigitte Schärer, Bilder: zvg, Schärer
Alle PräsidenteEs war einmal eine Handvoll rennsportbegeisterter Malterser, die einheimische Rennfahrer unterstützten. Daraus entstand der Speedy Gonzales Fan Club - aus der CH-Rennsportszene längst nicht mehr wegzudenken. Präsident Hans Hofstetter blickt 30 Jahre nach der Vereinsgründung zurück und voraus.

Malters, ein Dorf im Luzerner Hinterland mit etlichen Motorradfahrern und vielen motorsportbegeisterten Jugend lichen, entdeckte Anfang der 80er-Jahre die Faszination des Motorsports. Der junge einheimische Rennfahrer Beat Sidler fuhr 1981 die Schweizer Meisterschaft 125 cm3 und 250 cm3. Seine Kollegen, die ihn damals begleiteten, merkten schnell, dass das Geld nicht für das gesamte Rennwochenende ausreichen würde und gingen am Samstagabend am Lagerfeuer mit dem Hut herum, damit Beat am Sonntag mit einem neuen Reifen antreten konnte. Damit konkretisierte sich die Idee eines orga nisierten Motorrad-Fanclubs, um Rennfahrer zu unterstützen. 1982 war es so weit: Der Speedy Ganzales Fan Club wurde gegründet und 1983 exakt vor 30 Jahren die erste Motorradausstellung in Malters organisiert. Der Name stammt aus der Trickfilmreihe «Speedy Gonzales, die schnellste Maus von Mexiko». Nach dieser Figur wurde das Logo kreiert und ist bis heute das ClubsymboL
MSS: Hans, seit wann bist du Club-Präsident und Vi zepräsident des OK Ausstellung?
Hans Hofstetter: An der GV im Jahre 2000 wurde ich zum Präsidenten gewählt. Vizepräsident des OK Motorradausstellung bin ich seit 2009, vorher war ich sieben Jahre lang OK-Präsident.
Wie bist du zum Club gekommen?
Das war 1985, als junger Motorradfahrer. Mein Kollege, Dani Lütolf, bereits seit 20 Jahren Kassier des Clubs, brachte mich darauf.
Welches ist das Ziel eures Clubs?
Die Unterstützung der Schweizer Motorsportszene. 70% der Clubeinnahmen müssen dem Rennsport zugute kommen. Weiter unterstützen wir Institutionen im sozialen Bereich.
Wie muss man sich diese Unterstützung vorstellen?
Zuerst ist die Mitgliedschaft im Verein nötig. Die Rennsportkommission sortiert die Anträge aus und stellt an der GV die zu unterstützenden vor. Danach wird durch schriftliche Abstimmung entschieden. Es ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, und jedes Jahr wird neu abgestimmt. Ein Gremium bestimmt die Höhe der Beiträge. An der Mitgliederversammlung im April wird über den Vorschlag abgestimmt.
Sind die Sportler verpflichtet, gewisse Leistungen zu erbringen?
Natürlich alles zu geben für den Motorsport; ferner, wenn möglich, Mithilfe bei der Motorradausstellung und Teilnahme an diversen Clubanlässen.
Wo müsste man deiner Meinung nach den Hebel ansetzen?
Das ist sehr schwer in einer Zeit, wo Motorsport nur mit Lärm und Umweltverschmutzung in Verbindung gebracht wird. Solange es Freiwillige gibt, die alles für den Sport geben und ihre Freizeit opfern, hat der Motorsport in der Schweiz weiterhin Bestand. Von der offiziellen Seite ist leider nicht viel zu erwarten. Es gilt immer noch das Rundstreckenverbot, somit sind unsere jungen Talente gezwungen, im Ausland zu trainieren. Zudem sind Bewilligungen für Motorsportveranstaltungen leider sehr schwer zu bekommen.
Welches waren die Highlights der Jubiläumsausstellung?
Es war eine würdige Ausstellung mit schön gestalteten Ständen. Die TrialShow und die Boxenstopp -Vorführung des Teams Bolliger haben mich besonders begeistert.
Wie gross ist der Aufwand, jedes Jahr diese Messe durchzuführen?
Der Aufwand ist riesig: Auf- und Abbau müssen in kurzer Zeit geschehen, da wir die dörfliche Turnhalle benutzen dürfen. Die kriegen wir erst am Freitagabend und müssen sie am Sonntagabend tipptopp wieder dem Schulbetrieb übergeben. Rund 85 Clubmitglieder und etwa 20 Freiwillige helfen jeweils mit.
Was macht das Clubleben attraktiv?
Einsätze als Streckenposten an Supermolo oder Motocross-Rennen, GoKart fahren, Besuch des 24-StundenRennens von Magny-Cours, Grillabende, Rennbesuche im In- und Ausland, unser legendäres Gönnerfest Final Night, Besuch des Moto-GP in Valencia und die Weihnachtsparty.
Was hat sich in den vergangenen 30 Jahren am meisten verändert?
Im Club sind die Mitglieder reifer geworden und teilweise interessanter, einige sind zwischen 50 und 60 Jahre alt, können motorsportlich noch die Sau rauslassen wie die 20-Jährigen. Im Rennsport ist alles viel professioneller und massiv teurer geworden. Es reicht heute längst nicht mehr, mit Anhänger und Schlafsack an eine Meisterschaft zu fahren. Leider geht so auch das Kameradschaftliche und die Nähe zum Rennfahrer etwas verloren.
Du findest, dass nun die Jungen das Ruder übernehmen sollen ...
Ich bin stolz, der Präsident dieses tollen Clubs zu sein, trotzdem muss man den Jüngeren die Chance geben, den Verein in die Zukunft zu führen. Der Zeitpunkt für einen Generationen wechsel wäre an der GV 2014 gekommen, sofern sich jemand finden lässt.
Wo siehst du den Speedy Ganzales Fan Club in 20 Jahren?
(lacht) Hoffentlich noch genauso im Saft wie heute mit den gleich guten Vorsätzen. Vielleicht unterstützen wir ja dann E-Moto·Rennfahrer, und ich werde meinem Rollator im Altersheim wohl oder übel den Auspuff entfernen müssen ...
STECKBRIEF
Hans (Hänsu) Hofstetter wurde am 23.12.1963 geboren und wohnt in Kägiswil OW Er hat zwei Söhne, Michael (21) und Raphael (15), und eine motorsportbegeisterte Partnerin, lrene Berglas (früher Supermoto-Fahrerin und Schweizer Meisterin der Kategorie Damen sowie Mitglied der Rennsportkommission im Speedy Ganzales Fan Club). Hans arbeitet als Produktionsleiter in einem Betonelementwerk. Er fährt eine Yamaha XJR 1300SP
  • Lebensmotto: «'s Gäld mues döre Uspoff uusl "
  • Genuss: Ein saftiges Steak und ein gutes Glas Wein in gemütlicher Runde.
  • Passion: Motorradfahren, am Lagerfeuer beisammen sein.
  • Wertvoll: Meine Partner in lrene.
  • Emotion: Ich bin immer sehr betroffen, wenn ein Motorradfahrer oder Rennfahrer verunfallt.
  • Bester Moment: Präsident des Speedy Ganzales Fan Clubs zu werden.
  • Vision: Gesund bleiben und etwas bewegen.
  • Traum: Eine Reise nach Amerika mit meiner Partnerin. Ich war schon 1992 für 3 Monate in den Staaten und in Kanada - unvergesslich.

SPEEDY GONZALES FAN CLUB

Die berühmte mexikanische Rennmaus ist das Maskottchen des Malterser Vereins.

IM NAMEN DES RENNSPORTS

Über eine Million Franken wurden in den 30 Jahren seit Bestehen des Vereins in den Schweizer Rennsport investiert, und namhafte Rennfahrer wurden damit unterstützt Beat Sidler, Franz Birrer, Urs Portmann, Fritz Fuhrimann, Hans Felder, Bruno Bammert, Philipp Mahler, Mauricio Bäumle, Adrian Bossard, Philipp Bucher, Beat Gautschi (heute MSS-Testfahrer), Martin Schacher, Hanspeter Mühlebach, Josef Koch, Beat Stirnimann, Raphael Frei, Marcel Heimberg und viele andere. ln der aktuellen Saison werden Renato Müller, Dominique Aegerter, Dani Müller, Hansruedi Zimmermann, Erich Felder, Roman Peter, das Team Bolliger Switzerland, Mare Wildisen und Andi Gautschi unterstützt.
Die Rennsportkommission entscheidet, wer in den Genuss von finanzieller Unterstützung kommt.
Derzeit zählt der Speedy Ganzales Fan Club 85 Aktiv- und Kollektivmitglieder, Passiv sind es deren 10. Die Jahresmitgliedschaft ist wie folgt festgelegt Aktiv CHF 100 -, Kollektiv 150.-, Lehrling 50.-, Passiv 30.-. Neumitglieder werden nur an der GV aufgenommen. Die Anmeldung zur Aufnahme kann zuhanden des Präsidenten oder via MaiI eingereicht werden.

Unterstützte Rennfahrer 2024

Team Bolliger

Team Bolliger

Dominique Aegerter

Dominique Aegerter

Marcel Brenner

Marcel Brenner

Alessandro Binder

Alessandro Binder

Markus Barmettler

Markus Barmettler